Wirbeln im endlosen Rausch der Worte, innere Gedankenwelten, die nach außen drängen, geschärfte Sinne zur genauen Beobachtung und der Stift als eine starke Brücke zwischen Mensch und Papier. Im Schreiben Gefühle erfassen, Träume für diejenigen sichtbar machen, die sie sonst nie sehen würden, und eins werden mit der Natur, um das Leben tiefer zu verstehen… Meine Wochen zum „literarischen Schreiben“ bei der Kulturakademie Baden-Württemberg waren eine atemberaubende Reise in die Welt der Worte und Gedanken, die ich nicht vergessen werde.
Bei der „Kulturakademie Baden-Württemberg“ handelt es sich um eine Begabtenförderung des Landes Baden-Württemberg, zu der die Schulen in vier Sparten (Literarisches Schreiben, Kunst, Musik und MINT) Schüler*innen nominieren können. Eine Bewerbung aus Eigeninitiative ist nicht möglich. Nimmt man die schulische Nominierung an, so reicht man im Anschluss eine „Talentprobe“ ein und in meinem Fall waren dies eigene, literarische Texte zu einer bestimmten Themenstellung der Kulturakademie. Eine Jury entscheidet dann über die Teilnahme – 20 Schüler*innen aus ganz Baden-Württemberg haben jedes Jahr in ihrer Altersgruppe das Glück. Die jüngere Altersgruppe umfasst die Klassenstufen 6 bis 8, die ältere Gruppe die Klassenstufen 9 bis 11, und so kommt es, dass ich (Carolin D’Aquino, Klasse 10b) gleich zweimal daran teilnehmen konnte, denn ich wurde in beiden Altersstufen für die Teilnahme nominiert und ausgewählt und habe mich riesig darüber gefreut.
Die beiden „Kreativwochen“ liegen in der letzten Sommerferienwoche und in den Faschingsferien, und so durfte ich in der jüngeren Gruppe zwei Wochen auf der Schillerhöhe in Marbach verbringen, in der älteren Gruppe nun im Literaturhaus in Stuttgart. Es waren Wochen des angeregten Austauschs mit Gleichgesinnten, die sehr schnell zu engen Freunden geworden sind. Unter der Anleitung von Autor*innen wurden wir mit vielfältigen Schreibinspirationen versorgt. Beobachtungen und ihren exakten Beschreibungen aus unterschiedlichen Perspektiven widmeten wir viel Zeit, seien es Menschen zwischen den Sonnenschirmen eines Cafés, graue Hausfassaden oder kleinste Details besonderer Pflanzen im Park vor dem Schiller Nationalmuseum. Wir hinterfragten unsere gewohnten Denkstrukturen und experimentierten mit verschiedenen Erzähltechniken. Einige Übungen forderten uns heraus, mit Emotionen zu spielen, während andere uns dabei halfen, präziser und pointierter zu schreiben.
Aber nicht nur das intensive Schreiben, Lesen und Besprechen von Texten, das täglich 6-7 Stunden umfasste und uns viele technische Kenntnisse und kreative Impulse vermittelte, war Teil unseres Programms, sondern auch umfangreiche Führungen durch das Deutsche Literaturarchiv und seine geschlossenen Bereiche, in denen wir die Manuskripte bedeutender Autoren wie Schiller, Kafka, Hesse, Mann, Kästner usw. zu sehen bekamen. Interessant waren auch die Einblicke in die Arbeit vom Literaturmuseum der Moderne und vom Schiller Nationalmuseum, wie auch in die Akademie Schloss Solitude und in den Thienemann-Verlag. Unsere enge Anbindung an die Schillerhöhe in Marbach führte auch dazu, dass ich mich nun Mitglied der „Jungen Deutschen Schillergesellschaft“ nennen darf.
Natürlich hatten wir auch einige Freizeit, in der sich in beiden meiner Gruppen eine wunderschöne Gemeinschaft entwickelte, in die ich jederzeit gerne zurückkehren würde, denn die Zeit, die wir hatten, bleibt unvergesslich. Und manchmal, da verlor man sich zwischen den geordnet chaotischen Stimmen, da hatte man das Gefühl zu erleben, was man gerade niederschrieb, verlor sich in der Schönheit der kleinen Dinge. Und wenn es nur eine humpelnde Hummel war, die sonst keiner wahrgenommen hätte und deren Geschichte uns nun aber erhalten bleibt. Denn das ist das, was Literatur so besonders macht, sie hält für die Ewigkeit, was uns gerade bewegt.
Carolin D´Aquino, Klasse 10b