Bericht über die Schülerakademie 2024 am Semmering

Diesen Sommer hatte ich als Schüler des Gymnasiums Karlsbad die besondere Gelegenheit, an der
Deutschen Schülerakademie am Semmering in Niederösterreich teilzunehmen. Beworben hatte ich mich
für den Kurs Mathematik/Physik mit dem Titel: „Deterministisches Chaos und Fraktale“.
Bereits der Name des Kurses lässt erahnen, dass wir es hier mit scheinbaren Gegensätzen zu tun hatten:
deterministische Systeme, deren Verhalten dennoch unvorhersehbar und zufällig erscheint. Aber wie ist
das möglich? Klassische Beispiele dafür sind das Wetter oder die Bewegung eines Doppelpendels, deren
Dynamik von den Ausgangsbedingungen abhängt, jedoch auf längere Sicht nicht mit den uns bekannten
Naturgesetzen genau prognostiziert werden kann.
Fraktale hingegen – geometrische Strukturen, die sich in selbstähnlichen Mustern wiederholen – üben
einen ganz eigenen Zauber aus. Schneeflocken, Flussverzweigungen oder die Struktur von Farnblättern sind
nur einige Beispiele für diese natürlichen Kunstwerke. Sie entstehen durch die iterative Wiederholung
einfacher Prozesse, die zu beeindruckend komplexen Mustern führen.


Theorie trifft auf Praxis


Im Rahmen des Seminars hatten wir die Aufgabe, uns mit diesen Themen sowohl theoretisch als auch
praktisch auseinanderzusetzen. Der Ablauf einer typischen Unterrichtseinheit war dabei klar strukturiert:
Zu Beginn erhielten wir von unserer Professorin digitale Unterlagen, die wir eigenständig durcharbeiteten.
Digitale Hilfsmittel wie Ipad und Laptop waren also Voraussetzung zum Mitmachen am Unterricht! Bei
Fragen oder Unklarheiten ermutigte sie uns, diese sofort anzusprechen. Anschließend folgten gemeinsame
Erklärungen an der Tafel, wie wir sie aus dem herkömmlichen Schulunterricht kennen. Sobald die
theoretischen Grundlagen gelegt waren, ging es in die nächste Phase: die freie Forschung.
Hier stach besonders der Freiraum hervor, der uns gewährt wurde. Anstelle fester Aufgaben stellte unsere
Professorin optionale Projekte vor, aus denen wir eigenständig auswählen konnten. Mein Team, bestehend
aus drei Personen, entschied sich für die Analyse der Bewegung eines Magnetpendels. Unser Ziel war es,
eine Bewegungsgleichung aufzustellen und anschließend ein Python-Programm zu entwickeln, das diese
Bewegungen visualisierte. Das Resultat war – wie könnte es anders sein – ein wunderschönes Fraktal.
Unser Ergebnis präsentierten wir am letzten Tag stolz vor Eltern und Teilnehmern anderer Kurse.
Während der gesamten Projektphase standen uns nicht nur unsere Kurskollegen als Diskussionspartner zur
Verfügung, sondern auch unsere Professorin, die uns mit ihrer Expertise immer wieder auf die Sprünge half,
wenn wir einmal nicht weiterkamen. Diese offene, kooperative Atmosphäre war eine der großen Stärken
des Seminars.

Was war mein Highlight?

Doch nicht nur die wissenschaftliche Arbeit prägte meinen Aufenthalt am Semmering. Die gemeinsamen
Freizeitaktivitäten waren mindestens genauso bereichernd. Basketball- und Volleyballturniere,
Wanderungen durch die beeindruckende Landschaft Niederösterreichs und spontane Gespräche – all das
trug dazu bei, dass wir uns besser kennenlernten und Freundschaften knüpften. Besonders spannend fand
ich den kulturellen Austausch mit den österreichischen Teilnehmern, denn diese Kooperation zwischen
Deutschland und Österreich brachte Menschen aus unterschiedlichen Regionen zusammen. Bis heute stehe
ich mit einigen meiner neu gewonnenen Freunde in Kontakt.

Lohnt sich die Teilnahme?

Um es kurz zu machen: Absolut. Die Deutsche Schülerakademie richtet sich an Schülerinnen und Schüler,
die bereit sind, sich neuen Herausforderungen zu stellen, und die Motivation mitbringen,
eigenverantwortlich zu arbeiten. Wer Freude daran hat, über den schulischen Tellerrand hinauszublicken
und sich auf Themen einzulassen, die im Bildungsplan oft zu kurz kommen, wird hier auf seine Kosten
kommen.
Darüber hinaus bietet die Akademie eine einmalige Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Viele von ihnen stehen kurz vor dem Abitur und teilen ähnliche Gedanken und Fragen zur Zukunft. Diese
Gespräche haben mich inspiriert und mir wertvolle neue Perspektiven eröffnet. Fachlich habe ich ein
tieferes Verständnis für die Mechanismen komplexer Systeme gewonnen – und weiß nun auch, warum
Wettervorhersagen so oft danebenliegen.
Noch wichtiger aber: Ich habe neue Freunde gefunden und einen wichtigen Impuls für meine persönliche
und akademische Entwicklung erhalten.