lionsquestLions-Quest (LQ) ist ein Programm, das helfen soll, den Schülerinnen und Schülern Sozialkompetenzen oder "Life Skills" zu vermitteln.

Zusammen mit der Ausbildung von Schülermentoren und dem Sozialen Praktikum in Klasse 11 versucht die Schule hier über das Fachliche hinaus zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beizutragen und Raum zu schaffen, damit auch das Zusammenleben gelernt und trainiert werden kann.

Um diese hohen Ziele in Angriff nehmen zu können, mussten wir uns als Lehrkräfte zunächst in die Lage der Kinder versetzen, denn jede Lehrkraft, die im Rahmen des Lions-Quest Programmes unterrichten will, nimmt erst einmal an einer mehrtägigen Fortbildung teil, in der man neben allgemeinen Informationen zum Programm auch viele Einheiten des Programmes selbst einmal ausprobiert. Seit dem Schuljahr 2000/2001 wird das Programm an unserer Schule durchgeführt. In der 5. und 6. Jahrgangsstufe bekommen alle Klassen eine Schulstunde als Lions-Quest-Stunde im Stundenplan, was zum Glück bisher immer möglich war. In dieser Zeit haben über 20 Lehrkräfte mit finanzieller Unterstützung des Lions-Club Waldbronn an einer solchen Lions-Quest-Fortbildung teilgenommen, damit genügend ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung stehen.

Wichtige Themen im Programm sind z.B. die Eingewöhnung in die neue Gruppe, Stärkung des Selbstvertrauens, Umgang mit Gefühlen, der Umgang mit Freunden und die Suchtvorbeugung. Als Beispiel für eine Lions-Quest-Stunde sei hier eine Stunde aus dem Themenbereich "Selbstvertrauen stärken" vorgestellt:

Die Stunde beginnt, wie viele Stunden, mit einem so genannten "Energizer", der etwas spielerischer zum Thema hinführen soll. Dazu wird die Klasse in Gruppen eingeteilt, und zwar nach dem Geburtsmonat. Aufgabe ist es nun, ein kurzes Lobgedicht auf den gemeinsamen Geburtsmonat zu schreiben. Die Gedichte werden dann in der großen Runde, d.h. in der Regel in einem Stuhlkreis, vorgetragen. Ziel dieses "Energizers" ist es, neben der Förderung "allgemeiner" Kompetenzen wie Arbeit in der Gruppe oder Reden vor Publikum, die Schüler darauf einzustellen, dass Lob und Anerkennung wichtig sind.

Über die Bedeutung der Anerkennung für das Selbstvertrauen wird anschließend im Plenum geredet. Das Thema ist der Gruppe bereits vertraut, denn schon zu Beginn des Themas tauchte immer wieder das Bild des dreibeinigen Hockers "Selbstvertrauen" auf, der auf den Beinen "Fähigkeiten erkennen", "Anerkennung bekommen" und "Verantwortung übernehmen" steht. Ein wichtiger Punkt in dieser Diskussion ist z.B. der Unterschied zwischen klaren Botschaften ("Schön, dass du mit mir ins Kino gekommen bist") und unklaren Botschaften ("Du bist o.k."), ganz abgesehen davon, dass überhaupt erst einmal gübt wird, Anerkennung zu zeigen.

Damit diese Diskussion nicht nur theoretisch bleibt und die Schülerinnen und Schüler selbst die Kraft von Anerkennung erfahren, bekommen nun alle einen Pappteller, der auf dem Rücken festgeklebt wird. Mit diesem Pappteller läuft jeder im Klassenraum umher und muss mindestens fünf anderen, darunter den direkten Tischnachbarn, eine klare Anerkennung auf den Teller schreiben. Ist erst einmal ein Anfang gefunden, ist die Klasse kaum noch wieder zu stoppen, aber schließlich siegt doch die Neugier, was denn nun auf dem Rücken steht, und alle setzen sich wieder und lesen ihre Teller. Diese Teller werden mit nach Hause genommen und dienen als Hilfe, wenn man einmal an sich zweifelt - auch der Pappteller aus meiner Fortbildung ist noch immer in meinem Ordner. Als Hausaufgabe soll das Besprochene den Eltern erzählt, natürlich ausprobiert und angewendet werden.

Durch viele Stunden dieser Art kann es vielleicht gelingen, das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler für solche Verhaltensweisen zu schärfen und ihr Selbstvertrauen zu stärken. Immer wieder hört man auch von den Kolleginnen und Kollegen, dass die Lions-Quest-Stunden wichtig für die Klassen sind und Gelegenheiten geben, über Vieles zu reden, bevor Probleme entstehen. Aber Kinder wären keine Kinder, wenn nicht trotzdem in allen Klassen weiterhin Rangeleien, Herumtoben oder Streit an der Tagesordnung wären. Ich denke, wichtig ist, dass vielleicht die Aggression, die hinter diesen Aktionen steckt, etwas verringert wird und die sonst stille Mehrheit darin bestärkt wird, manche Verhaltensweisen nicht zu unterstützen oder gar zu kritisieren.

Mehr Informationen finden Sie unter www.lions-quest.de

In einer LQ-Stunde habe ich die Klasse auch zu ihrer Meinung zu Lions-Quest befragt. Stellvertretend für viele Nennungen hier einige Antworten:

"Ich finde gut, dass man da über Sachen redet, über die man sonst nie redet."

"Ich finde es gut, über so Themen zu reden, aber manchmal ist es langweilig, aber nur ganz selten."

"Lions Quest sind zwei Stunden, wo man seine eigene Meinung zum Thema bringen kann. Man wird verstanden."

"Ich finde es gut, dass wir Spiele machen, anstatt immer Mathe."

"LQ macht Spaß und man kann die Schule anders erleben (nicht so streng)."

"Ich finde es langweilig!"

"Beim LQ habe ich alle besser kennengelernt und nun habe ich viele Freunde. Auch die Beziehung von Jungen zu Mädchen ist besser geworden."

Ich freue mich auf weitere Lions-Quest-Stunden und hoffe, auch diejenigen, die es (manchmal) langweilig finden, schaffen es nicht, sich den Ideen zu verschließen.

Hartmut Westje-Bachmann