Der Besuch von Herrn Palaga in den katholischen Religionskursen der Klassenstufe 12
Um unserer Unterrichtseinheit im katholischen Religionsunterricht ,,Gerechtigkeit“ einen schönen Abschluss zu verleihen, hatten wir die Möglichkeit, uns mit Herrn Palaga, einem Streetworker der Caritas Karlsruhe, zu unterhalten und auszutauschen.
Herr Palaga berichtete ausführlich über die Aufgaben eines Streetworkers, erzählte aber auch aus einem persönlichen Blickwinkel über Erfahrungen, Begegnungen und Schwierigkeiten, die der Beruf mit sich bringt. Dabei verzichtete er auf einen monotonen Vortrag und lud uns stattdessen zu einer offenen Diskussionsrunde ein, in der jeder von uns Fragen und Anmerkungen einwerfen konnte.
Es war sehr fesselnd, einen Einblick in die Arbeit eines Streetworkers zu erhalten. Wir erfuhren, dass Herr Palaga ständig mit schwierigen Fällen konfrontiert wird und je nach kulturellem Hintergrund und persönlicher Geschichte ganz anders und neu an Probleme herantreten muss. So sei es etwa beim Umgang mit Wohnungslosen, denen man durch direkte Ansprache und Hilfe nachhaltig helfen könne, zum Beispiel durch Bereitstellung von Getränken. Ebenso sei es wichtig, Hilfesuchenden zu verstehen zu geben, wo sie Hilfe bekommen und welche Rechte ihnen zustehen, damit sie auch die Unterstützung erhalten können, die ihnen Deutschland zur Verfügung steht.
Aber auch die Arbeit mit Geflüchteten, in dieser Zeit vor allem mit ukrainischen, gehört um Aufgabenfeld des Streetworkers. Herr Palaga erzählte uns über die Konflikte, die zwischen den Geflüchteten in einem Heim und den Anwohnern entstehen, und wie er als Streetworker eine Mediationsfunktion erfüllt und versucht, dass sich die Konfliktparteien einander annähern. Generell war es aber auch interessant, aus der Perspektive eines Streetworkers über aktuelle Kontroversen in der Flüchtlingspolitik zu diskutieren, wie zum Beispiel über die Frage, ob ukrainische Geflüchtete in unserer Gesellschaft und in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) bevorzugt werden. Herr Palaga blieb bei der Beantwortung der Frage stets unpolitisch, sodass ein Nachvollzug seines Standpunktes für uns alle möglich war, vor allem da wir nun dem Narrativ, das in den Medien über die Zustände erzählt wird, eine reale Sachlage zur Beurteilung entgegensetzen können.
Für uns war es ebenso wichtig zu erfahren, wie er tagtäglich mit diesen Schicksalen umgeht, die auf viele von uns sehr stark wirkten. Herr Palaga schilderte, dass er auch einen Supervisor habe, mit dem er bei psychischer Belastung reden könne. Aber, und das war für uns als Religionskurse auch auffallend: Beten helfe ihm ebenso bei der Verarbeitung von schwierigen Fällen.
Auf unsere Frage, ob er als kirchlicher Streetworker Unterschiede zu einem staatlichen Streetworker feststellen könne, meinte Herr Palaga, dass man bei der Kirche im Bedarfsfall lockerer mit Vorschriften oder Öffnungszeiten umgehe, um den Bedürftigen zu helfen. Außerdem wünsche er sich, dass die Kirchengemeinden einen offenen Raum für jede und jeden biete, die Hilfe benötigen und sich nach Gemeinschaft sehnen.
Im Namen unserer zwei Religionskurse (Herr Künzig und Herr Sekler-Vogt) möchte ich Herrn Palaga für seinen authentischen Besuch und seine Einblicke danken und hoffe, dass die Arbeit, die er als Streetworker erfüllt, in unserer Gesellschaft mehr geschätzt und von Staat und Kirche mehr gefördert wird.
Clara López García (Basiskurs Kath. Religion Kl. 12)